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Irgendwas ist ja immer...

Der zweitwichtigste Gang des Franzosen ist der zum Supermarché - gesprochen : Süüpermarscheee.

Lieber geht er nur noch zum Marché, dem Wochenmarkt, der in keinem Ort fehlen darf - und sei er noch so klein. Dieser unterscheidet sich von unseren deutschen Wochenmärkten dadurch, dass es hier außer Obst, Gemüse und Blumen Bademoden (ein Umhang, aus dem nur noch der Kopf herausguckt, ersetzt eine Umkleidekabine!), Reizwäsche (aus roter Spitze!!), Kleidung jeglicher Art, Seifen, Stoffe, Haushaltwaren und Bürsten für jeden Zweck gibt. Für den Mann an meiner Seite ein steter Quell der Freude, bekommt er hier doch endlich seine Abwaschbürste "Lola" aus echten Naturborsten, die er schon lange gesucht hat.

In unserer (Zweit)-Heimatstadt Cavalaire gab es sie nicht, auch nicht in St. Tropez, der nächst größeren Stadt, in der man zwar die coolsten Sonnenbrillen unseres Planeten und Shorts für 300,00 € bekommt, aber eben nicht "Lola".

Der große Supermarché in Cavalaire heißt "Le Clerc", aber weil er schon dreimal umfirmiert wurde, nennen wir ihn nur noch Supermarché. Den jeweiligen Namen können wir uns mittlerweile nicht mehr merken.

Es gibt hier jede Menge frisches Obst und Gemüse, welches man auf eine elektronische Waage legen muss, um den Preis auszudrucken. Anhand von bunten Bildchen auf dem Display kann man die richtige Sorte wählen, für Äpfel gibt es fünf Stück. Da sie alle gleich aussehen und sich nur im Preis voneinander unterscheiden, weiß ich nicht, welches die richtige ist. Meistens nehme ich einfach den günstigsten. Meistens klappt das. Aber nicht immer. Dann sieht mich die Kassiererin streng über den Rand ihrer Brille an und geht selbst zur Waage, um neu auszudrucken. Und die Leute in der Schlange hinter mir gucken böse.

Den Mann an meiner Seite zieht es derweil zum Fischstand. Fisch ist sein Ding, da er im Gegensatz zu mir ausgezeichnet Fisch zubereiten kann. Bei mir klebt der Fisch unlöslich am Pfannenboden, irgend etwas mache ich falsch. Danach geht er ohne Umwege zum riesigen Weinsortiment des Hauses, wo er sich endlos lange aufhalten kann. Letztendlich kauft er drei Flaschen Rotwein. Da ist er ganz Franzose.

Bei unseren westlichen Nachbarn dauern die Einkäufe nämlich Stunden, da sie jedes Produkt ausführlich auf Inhalt und Haltbarkeit überprüfen und - bei Obst und Gemüse - gern daran schnuppern (angeblich riecht man bei Melonen den Reifegrad, für mich riechen alle Melonen gleich).

Ich hingegen ziehe das gewünschte Produkt aus dem Regal. Zack! Fertig!

Der Grund für meine Eile liegt in den Temperaturen des Supermarchés. Da Fischtresen, Fleisch- und Milchprodukte gut gekühlt werden, herrscht eine eisige Kälte in den Gängen und da ich bei 30 Grad Außentemperatur nur leicht bekleidet bin, flitze ich mit Höchstgeschwindigkeit durch die Gegend. Will ich mich etwas aufwärmen, besuche ich meinen Liebsten bei den Weinen. Dort ist es erträglich.

Die beste Zeit, um in Frankreich einzukaufen, ist um ein Uhr mittags. Dann sitzen die Einheimischen beim Mittagessen und nur ein paar vereinzelte Touristen in Shorts und Sandalen irren durch den Supermarché, um überteuerten Käse einzukaufen.

Die schlechteste Zeit ist Montagmorgen.

Denn obwohl die Franzosen an Sonnabenden, an denen alle Supermarchés bis 22.00 Uhr geöffnet haben, Lebensmittel für die nächsten Wochen einkaufen können, stürmen sie am Montag um acht Uhr vormittags wieder die Geschäfte. Wahrscheinlich haben sie am Wochenende alles aufgegessen. Es gibt keinen Parkplatz und die Schlangen vor den Kassen sind endlos lang. Sie nehmen auch nicht merkbar ab.

Dies liegt in erster Linie daran, dass die Kassiererinnen fast alle ortsansässigen Kunden persönlich kennen und da es ein sehr kommunikatives Land ist, entspinnen sich lange Unterhaltungen zwischen beiden:

"Wie geht es der Oma? Hat der Schwager endlich einen neuen Job? Was macht der Umbau der Garage?"

Zur Tarnung und weil die Kunden in der Warteschlange anfangen, vor Ungeduld mit den Füßen zu trippeln, schieben die Kassiererinnen ab und zu einen Teil der Ware durch den Scanner und dann geht es weiter:

"Oh, sehr chic die Bluse. Wo gekauft? Christine hat glaube ich dieselbe".

Die Lage spitzt sich zu, die Kassiererin stört das nicht. Irgendwann ist der nächste Kunde dran und es geht wieder los: 

"Wie geht...".

Was die Sache auch nicht erleichtert ist, dass alles, und sei es nur ein Baguette, mit der Kreditkarte bezahlt wird. Das dauert.

Ca marche - es geht...

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