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Irgendwas ist ja immer...

Ich bin Kasse.

Nicht im Krankenhaus, da habe ich eine Zusatzversicherung, damit ich nicht auf dem Flur liegen muss.

Auch nicht bei Zahnbehandlungen, die der Schönheit dienen. Da habe ich eine weitere Zusatzversicherung.

So langsam geht das ins Geld.

Für ganz normale Arztbesuche nützt mir das alles nichts. Da brauche ich einen Termin und hänge erstmal in der Telefonwarteschleife oder höre einen Vormittag lang das Besetztzeichen. Wie ist das möglich? Kann ein Telefonanschluss vier Stunden lang besetzt sein? Legen die Mädels einfach den Hörer daneben und können dann in Ruhe arbeiten?

Aber ohne Termin muss ich drei Stunden lang in einem miefigen ungelüfteten Wartezimmer sitzen, wo es als einzige Literatur das Deutsche Ärzteblatt von 2013 gibt.

Neulich hatte ich Glück.

Bei einem Facharzt hob schon nach dem fünften Klingeln eine Helferin ab und bat um Geduld. Danach durfte ich Zeuge des Alltags eines Praxisempfangs werden, ich konnte alles mithören. Patienten wurden um ihr Krankenkassenkärtchen gebeten, Kollegen um einen Kaffee, ein zweites Telefon (hää? Warum nimmt man mich nicht erst einmal dran?) bedient, ein offensichtlicher Privatpatient gleich nach seiner Ankunft zu Frau Doktor durchgebeten. 

Ich hörte gebannt zu.

Neben unzähligen schlechten Eigenschaften habe ich eine Gute: Ich bleibe dran am Problem, aufgeben ist nicht mein Ding. Der Mann an meiner Seite macht das anders: Hebt nach dem dritten Klingelton am anderen Ende niemand ab, legt er auf. Kann er auch. Erstens ist er Privatpatient und zweitens hat er mich. Einen zweiten Versuch starte ich für ihn - mit mehr oder weniger Erfolg. Siehe oben.

Die Helferin nahm dann doch wieder den Hörer in die Hand. Nach gefühlten 30 Minuten. 

Danach gerieten wir innerhalb kürzester Zeit sowas von aneinander, dass es eines Mentors bedurft hätte, um dem Gespräch wieder eine vernünftige Wendung zu geben. Einen Termin bekam ich erst in sechs Wochen, vorher ginge gar nichts! 

Mit etwas Glück wird sich mein Gesundheitsproblem bis dahin in Luft auflösen und ich kann den Termin stornieren. Wenn allerdings nicht nach dem zweiten Klingeln der Hörer abgenommen wird, lege ich auf. Und gehe einfach nicht hin. So!

Es gibt in diesem ganzen Dilemma eine Ausnahme:

Den wunderbaren Hausarzt meines Mannes. Es nimmt immer jemand den Hörer ab, manchmal sogar er selbst. Seine sympathische und beruhigende Stimme vergibt einen nahen Termin, wenn es eilt, sogar noch am selben Tag. 

Die Sache hat nur einen Haken - er behandelt nur noch Privatpatienten. Aber für sein ärztliches Können lieben wir ihn - der Mann an meiner Seite und ich. Neulich hat er sogar etwas gesagt, was ich seit meiner Kindheit, in der die ganze Familie von unserem alten Landarzt betreut wurde,  nicht mehr gehört habe: " Ihr könnt mich jederzeit anrufen".

Das würde ich gern auch mit meinen "Kassenärzten" machen - merkwürdigerweise werde ich immer Freitagabend krank - allein, es wäre niemand da...

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