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Irgendwas ist ja immer...

Neulich erzählte mir ein Freund, er habe in frühen Kindertagen Briefmarken gesammelt. Die begehrten Objekte habe er sorgfältig in einer alten Kladde geordnet, im Lauf der Zeit sei da ordentlich was zusammen gekommen.
Nun ist kein Kind der Welt gegen die Ordnungswut seiner Mutter gefeit, wenn diese einmal, von den eigenen Kindern nicht mißtrauisch observiert, im Kinderzimmer für Ordnung sorgt.
Der geschulte Mutterblick fiel dann auch prompt auf die Kladde.
Wusch - ab in den Müll das alte Ding.
Mein Freund behauptete, er habe lange an dem Verlust zu knabbern gehabt...
Ähnlich ist es unserer Tochter mit ihrer Steifftiersammlung ergangen. Mittlerweile hoch gehandelte Stofftiere, teilweise schon ererbt, teilweise an Weihnachts- und Geburtstagen den Gabentisch schmückend, waren im Laufe der Jahre zu einer beachtlichen Sammlung angewachsen. Sie bereicherten die Kindheit unserer Tochter. Wo andere kleine Mädchen ihre Puppen fleißig badeten und für sie Sandtörtchen fertigten, pflegte und versorgte unser Kind Löwen, Dackel und Nagetiere der Margarete Steiff mit Unmengen von Mullbinden, Salben und dem Pflastervorrat unserer Hausapotheke.
Irgendwann aber wurde die Sammlung in einem großen Karton deponiert und unsere Tochter Studentin der Veterinärwissenschaften.
Aus Platznot wanderte der Karton auf den Dachboden der Großeltern.
Dort standen die Tierchen, bis Natascha, die russische Haushaltshilfe der Großmutter, dieser von ihrem kleinen Neffen erzählte, der sich verständlicherweise nach unkontaminiertem Spielzeug sehnte.
Großmutter zeigte sich spendabel:
All die sorgsam gehegten und gepflegten Sammlerstücke verschwanden mit dem nächsten Heimaturlaub Nataschas in ihrem Lada und traten eine lange Reise nach Russland an.
Der Neffe soll gejubelt haben.
Unserer Tochter hingegen standen Tränen in den Augen...
Solch Schicksal konnte die Zuckerstückchensammlung des Mannes an meiner Seite nicht erleiden. Er beendete die Sammelei aus purem Eigennutz.
Der Sammelei fehlte von Anfang an die nötige Leidenschaft.
Trotzdem wuchs sie vorübergehend an, wurde aber durch ständige Entnahme mangels Schokolade immer wieder dezimiert.
Irgendwann war auch das letzte Zuckerstück gegessen.
Das war's dann!
Weitere Objekte kindlicher Sammelwut wären da noch zu nennen:
Bierdeckel (manche Kinder bepflasterten damit die Wände ihres Kinderzimmers), Oblaten (Erklärung für alle, die nicht in den fünfziger Jahren aufwuchsen: Das sind kleine Glanzbildchen, auf denen brave Kinder, mitunter auch Engelchen abgebildet waren, teilweise auch mit Glitzerstaub überzogen, die zwischen die Seiten eines ausgedienten Schulheftes gesteckt oder zum Tausch gegen schönere Exemplare angeboten wurden) oder Streichholzschachteln (in Zeiten, in denen Raucher noch nicht wie Schwerverbrecher behandelt wurden, ein notwendiges Detail).
All dies wurde, wie es nun mal Kindern zu eigen ist, mit einem wahnsinnigen Elan zusammengetragen, nur um es dann später schnöde in irgendwelchen Schubladen oder auf dem Dachboden verstauben zu lassen.
Nicht immer -
Der Mann an meiner Seite fing eines Tages im reifen Erwachsenenalter an, eine Eisenbahnanlage der Marke "Roco" zu sammeln. Als alles komplett war, wurde sie aufgebaut. Danach war die Luft raus.
Weil irgendwann das Zimmer, in dem sich die Anlage wie ein Lindwurm durchschlängelte, einem anderen Zweck zugeführt werden sollte, wurden Waggon für Waggon, Kohletender und Lokomotiven sowie Bahnhöfe und winzige Männlein in Schachteln gepackt.
Bis sich ein anderer Sammler fand. Für eine stattliche Summe wechselte der Kindheitstraum den Besitzer.
Der Mann an meiner Seite haderte eine Weile mit seinem Entschluss.
Dann wandte er sich seinem nächsten Traum zu:
Nach und nach entstand ein komplettes Tonstudio, in welchem er jede freie Minute verbrachte.
Fazit: Mühsam Gesammeltes wächst einem doch sehr ans Herz.
Aber: Der Trennungsschmerz geht wesentlich leichter vorüber, wendet man sich so schnell wie möglich etwas neuem zu.
Fachleute behaupten, dies gelte auch für Partnerschaften.
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