kürbis
Irgendwas ist ja immer...
Gestern waren wir am Strand.
Komisch, früher haben wir eine Strandtasche lässig über der Schulter getragen (ein Bikini nimmt nun wirklich nicht viel Platz ein) und das war's.
Heute sieht das leider anders aus:
Der Mann an meiner Seite rollert eine leichte Sackkarre, auf der zwei Strandstühle befestigt sind (ich lese so gern am Strand, er sitzt gern angelehnt und schaut entspannt auf das Meer) vom Parkplatz zum Wasser. Das ist aber auch nur möglich, solange wir uns auf dem befestigten Weg zum Strand befinden. Auf dem Strandsand selbst stoppt die Karre abrupt und muss von ihm getragen werden.
Ich nehme den Rest. Eine enorm große Tasche, in der sich alles befindet, damit zwei Menschen und ein Hund ein paar Stunden in der Wildnis am Ostseestrand überleben können. Survivalmäßig sozusagen. Außerdem meine enorm große Handtasche, die Hundeleine und in der rechten Hand noch meine Flip- Flops.
Ob die Riesenflasche Wasser allerdings nötig ist - man kann darüber streiten. Ebenso über das Futter und den Trinknapf für den Hund - ein paar Stunden könnte er wohl auch ohne überleben. Insbesondere deshalb, weil unser Hund die Angewohnheit hat, die Ostsee leer zu trinken. Kaum riecht er das Wasser, rast er in atemberaubendem Tempo dorthin und säuft, als hätte er die Wüste Gobi durchquert.
Danach legt er sich sekundenlang ans Wasser, nur um dann blitzschnell den Schauplatz zu wechseln und das weite zu suchen.
Das ist blöd.
Ich muss daher meinen Stuhl in Richtung Meer drehen mit dem Gesicht im Schatten und den Hund fixieren, damit er nicht verloren geht.
Da ich jetzt sowieso nicht lesen kann, beobachte ich eine Großfamilie, die sich um einen kleinen hässlichen Jungen gescharrt haben. Mutter, Oma, Tanten und Freundinnen der Familie.
"Kuck ma, Jonas, kuck ma. Jetzt kuckt er. Kuck ma, wie der Jonas kuckt. Jonas Mutter ist erst ca. 17 Jahre alt und sieht mißmutig auf ihren Sprössling. Obwohl er guckt.
"Der lacht nie auf Befehl" stellt sie zufrieden fest, als alle Beteiligten Jonas aufgefordert haben, nicht nur zu gucken sondern auch mal zu lachen und dieser keine Miene verzieht.
Eine Weile ist Ruh, doch als ich gerade versuche, etwas zu lesen, nicht ohne gleichzeitig zu verhindern, dass unser Hund die Ostsee leer trinkt, fordert die ganze Sippe Jonas Mutter auf, mit ihm baden zu gehen. Widerwillig wuchtet sie ihre Pfunde Richtung Meer und zieht ihren Sohn ins Wasser.
Der fängt schlagartig an zu brüllen und wird daraufhin wieder rausgezerrt. Als beide an mir vorbeikommen, kann ich deutlich hören, wie die Mutter murmelt: "Ich hab gleich gesagt, der will nicht ins Wasser. Der hat Schiss".
Ja, hat er wohl. Eigentlich soll man kleine Kinder ja auch langsam und vorsichtig an das Meer gewöhnen, aber mit siebzehn sieht man das vielleicht anders.
Bevor die Sache jetzt eskaliert, bringt eine offensichtliche Bekannte der Familie etwas übergangslos das Gespräch auf Kürbis.
"Ich mach kein Kürbis", verkündet sie lauthals. "Ich hab noch nie Kürbis gemocht. Bloß kein Kürbisbrot. Nee".
Jonas Mutter mag auch kein Kürbis. Nur die Kürbissuppe von Nicole neulich, die war gut. Die mochte sie. Aber sonst - bloß kein Kürbis. Eine Bekannte fand die Kürbissuppe von Nicole auch gut. Aber sonst...
Bevor die Suppe von Nicole weiter erörtert wird, habe ich das weite gesucht und mit unserem Hund einen Spaziergang am Meer gemacht. Er ist gefühlte 300 Mal ins Wasser gelaufen und hat wieder Ostseewasser geschlabbert. Hoffentlich bekommt es ihm...
Und so langsam bekomme ich Hunger. Ich glaube, morgen kaufe ich einen schönen Hokkaidokürbis. Ich mag nämlich Kürbis ausgesprochen gern.
Im Gegensatz zu anderen Leuten...
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